Anders als beim 4 - Ohren - Model von Friedemann Schulz von Thun, geht es hier um die Synonyme Giraffe und Wolf, die Rosenberg gern verwendet.
Der Wolf steht für Vorwürfe und Beleidigungen - auch Schamgefühle.
Die Giraffe steht für Verständnis und aufmerksames Wahrnehmen von eigenen Gefühlen und die des Gesprächspartners, um daraus die Bedürfnisse zu erkennen.
(Da wir nicht all zu viele Gefühlsworte und auch Bedürfnisworte in unserem Repertoire haben, erhalten wir in Übungsgruppen vom Trainer meist Listen, mit deren Hilfe wir unsere Gefühle besser definieren können. Bedürfnislisten dienen dem Auffrischen unseres Wortschatzes)
Dialog Beispiel: Gabi und Roland
Gabi: "Hallo Roland, wie geht es Dir?"
Roland: "Danke, gut und Dir?"
Gabi: "Nicht so gut."
Roland: "Was ist los bei Dir?"
Gabi: "Ich habe meinen Lohn noch nicht erhalten, obwohl der 1. längst vorbei ist. Nun ist mein Budget am Ende und ich weiß nicht wovon ich meine
Lebensmittel bezahlen soll."
Roland: (hat Schuld-Ohren innen, weil er von Gabi Geld geborgt und
noch nicht zurückgezahlt hat.)
"Gabi, das tut mir sehr leid. Ich kann Dir im Moment auch nichts
leihen."
Gabi: "Oh man - du warst meine letzte Hoffnung. Wann willst Du mir
endlich die zweihundert Euro zurück zahlen?"
(Damit wirft Gabi - nach Wolfsart Roland seine Schuld vor)
Roland: (Scham ist was er jetzt empfindet)
"Ich musste mir eine neue Waschmaschine kaufen, weil meine
kaputt gegangen ist."
Gabi: (zeigt Verständnis für Rolands Situation)
"Verstehe, Roland, ohne Waschmaschine geht´s ja auch nicht.
Gibt es eine Möglichkeit, in Deiner Verwandschaft oder bei
Freunden, Dir Geld zu leihen, damit ich mir Lebensmittel kaufen
kann? Mein Kühlschrank ist wirklich leer jetzt."
Roland: "Ich kann bei Andy vorbeischauen, der hat gerade Geld vom
Finanzamt für seine Lohnsteuererklährung bekommen."
Gabi: "Oh ja, das wäre lieb. Auch wenn Du mir erst mal die Hälfte
zurück zahlen kannst. Das hilft mir viel."
Roland: "Okay, ich melde mich in drei Stunden bei Dir."
Der Dialog war fruchtbar und lösungsorientiert. Gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen bringen uns nicht voran, sondern führen dazu, dass einer der Gesprächspartner zu macht und die Verbindung abreißt.
Im Beispiel schaut jeder, wie er für den anderen das Beste aus der Situation machen kann und zeigt Verständnis für dessen Bedürfnisse.
Das ist nur ein von mir frei erfundenes Beispiel, um zu verdeutlichen was mit Giraffenohren und Wolfsohren innen und außen gemeint ist. Rosenberg selbst hat diese Ohren gern in seinen Darstellungen und Beispielen verwendet.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie anstatt ihre Bedürfnisse zu erkennen - andere Diagnostizieren oder auch sich selbst. Das ist alles andere als nützlich.
Ebenso ist Scham ein sehr unnützes Gefühl, denn es bringt keine Lösung.
Daher sage ich "Danke Fehler". "Vielen Dank, dass Du mir passiert bist. Nur so kann ich lernen, es besser zu machen beim nächsten mal." Es ist zwar bequem, die Schuld für Dinge die passierten im Außen zu suchen, doch bringt es uns kein Stück voran.
Zur Wiederholung:
Wolfsohren innen - Scham- und Schuldgefühle, Wut auf sich oder andere, Gedanke-"Das hätte er/sie nicht tun dürfen!", Rachegedanken, Pseudogefühle wie sich allein gelassen fühlen (Pseudogefühle erkennen wir u. A. daran, dass wir mehr oder weniger bewusst anderen die Schuld für das geben, was wir an "schlechten" Gefühlen erleben.
"Schlechte Gefühle" - die gibt es im Grunde gar nicht. Es gibt dafür Gefühle, die wir haben, wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt ist. Und hier greift die GfK - denn mit ihrer Hilfe können wir solchen unerfüllten Bedürfnissen auf den Grund gehen und dafür sorgen, dass wir uns bald besser fühlen.
Wolfsohren außen - Was wir hören setzen wir oft in Gedanken um wie - du bist Schuld. Das Gehörte wird persönlich genommen und nicht nachgefragt, wie es gemeint war.
Es passiert eine Bewertung auf Grund des Gehörten, ohne zu hinterfragen, ob es sich auch anders verhalten könnte. Was folgt ist Wut und Ärger, was ich dementsprechend äußere.
Giraffenohren innen - Hierbei höre ich genau hin, was ich gerade fühle und gebe mir selbst Empathie. Ich achte darauf, was ich brauche. Zum Beispiel folgende Situation: Ich komme ins Büro und niemand schaut zu mir, die Kollegen tuscheln untereinander und niemand beachtet mich...Ich fühle mich traurig, weil ich gern dazu gehören möchte. Mein Bedürfnis ist Zugehörigkeit.
Giraffenohren außen - Hier hört der Empfänger, was ein anderer braucht. Er hört genau auf die Gefühle seines Gegenübers, um daraus seine Bedürfnisse zu ergründen.
Es gibt dabei eine wichtige Sache zu beachten:
Wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle eines Menschen ergründen wollen, dürfen wir nicht die Verantwortung über seine Gefühle übernehmen "Bist Du verärgert, weil ich..."
Jeder ist selbst für seine Gefühle verantwortlich - auch wenn es uns in unserer Kindheit verkehrt beigebracht wurde: Oma "Da bin ich aber traurig, wenn Du die Oma nicht drückst."
Besser ist neutral zu bleiben:
Beispiel: "Bist Du verärgert, weil Du Würdigung und mehr Achtung für Deine Arbeit brauchst?"
Zum Nachvollziehen und besseren Verstehen - dieses Video mit Untertiteln:
https://www.youtube.com/watch?v=Bydhuxilg_A
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